Erinnerung an die ersten beiden Todesopfer in einem Deutschen Konzentrationslager

Bis vor ein paar Jahren kannten wir die Geschichte der beiden jungen Fürther nicht.
So begann unser Statement bei der Einweihung des Denkmals für die ersten beiden Todesopfer in einem deutschen Konzentrationslager.

Die Geschichte liegt schon viele Jahrzehnte zurück und ist trotzdem in der heutigen Zeit sehr aktuell und präsent. Rudolf Benario und Ernst Goldmann waren zwei junge Mitglieder des Fürther Kanuvereins – Kommunisten aus jüdischen Elternhäusern. Von einem Ausflug im Fichtelgebirge brachten sie ein paar Birkensetzlinge mit, die sie in der Nähe ihres Vereinsheims am Ufer der Rednitz einpflanzten. Kurz nach der Machtergreifung durch die NSDAP wurden die beiden am 10. April 1933 von der SA in Schutzhaft genommen und am nächsten Tag in das gerade von der SS übernommene KZ Dachau eingeliefert. Nach Demütigungen und schweren Misshandlungen wurden die beiden am Tag darauf zusammen mit dem aus Nürnberg stammenden Arthur Kahn zum nahegelegenen Schießplatz geführt und „…auf der Flucht erschossen“ – so die damalige kurze Mitteilung. Mithäftlinge bezeugten später einen anderen Sachverhalt und berichteten von dem Mord an den jungen Männern. Mehr zur Geschichte von Rudolf Benario und Ernst Goldmann auf Wikipedia…

Die drei Birkensetzlinge wuchsen in die Höhe und standen viele Jahrzehnte unbeachtet am Rednitzufer der heutigen Uferpromenade, bis sie von Seppl Schneider, der 1930 bei der Pflanzaktion beteiligt war und dem Lehrer Manfred Lehner-Wendt von der Soldnerschule ins Gedächtnis der Fürther zurückgeholt wurden. Auf Initiative der Stadt Fürth und dem Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassissmus wurde 2007 eine Gedenktafel aufgestellt. Die Tafel wurde immer wieder beschädigt und mit rechtsradikalen Symbolen beschmiert. Im August 2017 traktierten Unbekannte die drei Birken mit Sägen und Äxten derart, dass sie abstarben und 2019 aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Soweit die Vorgeschichte. Mehr dazu erfahren Sie im Fürth-Wiki…

Unser Modell der Gedenkstätte

Im November 2019 bekamen wir die Gelegenheit, an einem Wettbewerb für ein neues Denkmal teilzunehmen. Nach ein paar Vorbesprechungen waren wir uns der Tragweite und Herausforderung bewußt. Umso mehr hat es uns gefreut, dass wir nach intensiven Recherchen und Diskussionen mit unserem Entwurf die Jury überzeugen konnten. Wir präsentierten im Modell drei Stelen aus Stahl, mit aufgesetzten strukturierten Aluminiumplatten und daneben zwei Stahlplatten, im oberen Bereich abgeknickt zu einer Dachform und mit Text versehen als Reminiszenz an die drei Birken und das Vereinsheim des Kanuklubs. Was hier früher stand, soll so in Erinnerung gebracht werden.

Sieben Tonnen Stahl und fast eine halbe Tonne Aluminium haben wir verarbeitet, die Buchstaben der Gedenkschrift und den Auftrag an nachfolgende Generationen einzeln mit bis zu 100 Tonnen in die Stahlplatten gedrückt. Das Denkmal soll zerstörerischen Kräften maximalen Widerstand entgegensetzen. Es stimmt traurig, dass das nötig ist.

Am 20. September, dem Geburtstag von Dr. Rudolf Benario, fand die offizielle Einweihung durch Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung und das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus statt. Wir hoffen mit unserer Arbeit einen Beitrag geleistet zu haben, dass die Erinnerung an Dr. Rudolf Benario, Ernst Goldmann und alle nachfolgenden Opfer bestehen bleibt. Mehr zu der Gedenkstätte finden Sie im Fürth-Wiki…